Apsismalerei (kunsthistorisch)
Sie gehört nach Otto Demus* zum "rhytmisch fließenden, formzeichnenden Stil des frühen 13. Jahrhundert" in Deutschland, der sich damals neben dem Zackenstil in Nordwest- und Mitteldeutschland und dem schweren Stil in Südostdeutschland abzeichnete.
Während man in Westeuropa schon vom gotischen Stilgefühl erfasst war, hielt man in Deutschland an den älteren romanischen Formen fest. Man nahm sogar Vorlagen und Anordungen aus vergangenen Jahrhunderten wieder auf. Besonders stark wurde der Einfluss der in Italien, Sizilien und im Osten gesehnen byzantinischgeprägten Malereien in der Stauferzeit. Vor allem nach der Eroberung Konstantinopels (1204) durch die Kreuzfahrer kam byzantinisches Bildmaterial in reicher Fülle nach dem Westen. Deutsche Künstler nahmen dieses Bildmaterial in Musterbücher auf und schufen in Anlehnung an diese Vorlagen, aber dennoch selbständig, die Ausmalung vieler romanischer Kirchen.
Die Apsismalerei in Berghausen ist eines der wenigen gut erhaltenen romanischen Wandmalereien Deutschlands dieser Stilepoche. Daher haben Otto Demus und sein Bildautor Max Hirmer die Apsismalerei dieser Kriche neben der Texterwähnung mit vier ganzseitigen z.T. bunten Aufnahmen in ihr großes Werk über die europäische Wandmalerei aufgenommen.
Woher kamen die Künstler, die die Apsismalerei geschaffen haben?
Hierzu weist Wilfried Hansmann** besonders auf den Faltenstil der Gewänder hin mit ihren starken Weißhöhungen: "Diese und mancherlei andere Merkmale deuten darauf hin, dass die Wandmalereien in einem noch näher zu untersuchenden Schulzusammenhang stehen mit den Werkstätten des Klosters Helmarshausen, das würde nicht die von Rodenkirchen (1937) beobachtete Verwandtschaft mit Werken aus dem Kunstkreis des Rhein-Maas-Gebietes in Frage stellen***, sondern sie auf Grund übergreifender Beziehungen eher bestätigen.
"Es wird heute begründet vermutet, dass der Künstlermönch Roger von Helmarshausen (+ nach 1125) als Klosterschüler im maasländischen Kloster Stablo ausgebildet worden ist und später zum Kloster Helmarshausen die künstlerischen Verbindungen zum byzantinisch-beeinflussten Rhein-Maas-Gebiet gebracht hat. Roger schuf u.a. den Tragaltar im Domschatz von Paderborn. **** Der bedeutendste Künstler des Rhein-Mass-Gebietes war später Nikolaus von Verdun, der 1181 den berühmten Verduner Altar in Klosterneuburg bei Wien geschaffen hat. Stilistische Ähnlichkeiten einiger Bilder der Apsis in Berghausen mit entpsrechenden Darstellungen des Verduner Altars sind groß. Wir wissen heute, dass sich diese stilistischen Beeinflussungen auf einen längeren Zeitraum erstreckt haben. In einem 1983 aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten Werk über europäische Romanik heißt es: "Die Entwicklung im Rheinland endet unter einer neuerlichen Welle byzantinischen Einflusses mit dem ausgeprägt linearen Stil der Ausmalung der Kirche von Berghausen in der Nähe von Meschede um 1220." ****
* Demus-Hirmer, Romanische Wandmalerei, Münschen 1968, S. 98/99 und 192, Fotos Nr. 213-215 und LXXXIX
** Wilfried Hansmann, Kunstwanderungen in Westfalen, Stuttgart 1966, s. 351
*** Rodenkirchen, Die Kirche von Berghausen in: Westfalen 22, 1937, S. 96 ff.
**** Eckhard Freise, Roger von Helmarshausen - Ein maasländischer Künstler und Mönch in Westfalen. in: Monastisches Westfalen, Münster 1982, S. 300 f.
Quelle: "Die romanische Pfarrkirche St. Cyriacus" geschrieben von Pfarrer Hans Rother.