Die romanische Kirche Berghausen

Bauform

Über die Bauform der um 1220 erbauten Kreuzbasilika (die Jarheszahl 1861 am Turm ist irreführend; sie wurde als Erinnerung an schwierige Reparaturarbeiten des Turms angebracht) schreibt Hans Thümmler:

"Ein erster Schritt zur Aufgabe des bisherigen gebundenen Gewölbesystems vollzog sich in einigen sauerländischen Kleinbasiliken. Studieren können wir diese Wandlung nur noch in Berghhausen im Hochsauerlandkreis. Die kleine Kirche ist zwar eine voll ausgebildete kreuzförmige Anlage mit drei Ostapsiden und einem Westturm; das Hauptschiff besteht aber nur noch aus einem Gewölbejoch.

Unser besonderes Interesse beanspruchen die Seitenschiffe, denn sie sind mit Halbtonnen eingewölbt. Infolge der eingeschnittenen Stichkappen für die Fenster könnte man sie auch als halbe Kreuzgratgewölbe bezeichnen. Die konstruktive Wirkung solcher Wölbungsart ist die gleiche wie die uns geläufigere eines Strebebogens. Die Halbtonne legte sich gegen die mit dem Seitenschub des Kreuzgewölbes belasteten Schiffswände und leitet deren Druck auf die niedrigen Außenwände ab. Damit war die einhüftige Wölbung in Gang gekommen, die für eine Gruppe früher Hallenkirchen eine wichtige Voraussetzung bilden sollte. Etwa zur gleichen Zeit wurde das einhüftige Gewölbe auch an den Soester romanischen Kirchen bei Erweiterungen und Umbauten angewandt, wie z. B. im westlichen Mittelschiffsjoch von St. Patrokli und auf den Emporen von St. Petri."*

Cyriakuskirche Berghausen auen 2

Cyriakuskirche Berghausen außen ostCyriakuskirche Berghausen außen Straßenseite

 * Badenheuer-Thümmler, Romanik in Westfalen (2. Auflage) Münster 1973, S.21
 Quelle: "Die romanische Pfarrkirche St. Cyriacus" geschrieben von Pfarrer Hans Rother

Das Innere der Kirche

Wir betreten das Gotteshaus durch einen erst in neuerer Zeit aus praktischen Gründen geschaffenen Eingang an der Südseite. Früher waren Türen an den beiden Seiten des Querschiffs, wie man von außen noch erkennen kann.

Es ist ratsam, sich dann erst im Mittelschiff in eine Bank zu setzen, um sich der Heiligkeit dieses Raumes im Sinne der Erbauer bewusst zu werden. "Hier ist das Haus Gottes, die Pforte des Himmels" heißt es im Eingangslied des Kirchweihfestes. Hier wird das hl. Messopfer gefeiert, das Brot des Lebens gereicht und das Wort Gottes verkündet. Die Kreuzform des Grundrisses ist mehr als einfache Architektur. Die Lebensbäume an der Decke sind ein Hinweis, dass in diesem Raum das beginnt, was im himmlischen Jerusalem Vollendung findet (Apk 22,1 ff.).

 Apsis obenVor allem aber ist es das Bild des erhöhten Herrn Jesus Christus oben in der Apsis, das den Raum beherrscht. Der fremde Besucher, der das Innere der Kirche erlebt, ist sicher überrascht von der seltenen Harmonie und Vollständigkeit der romanischen Ausmalung auch des Kirchenschiffes. Sie ist erst in einer großen Restaurierung von 1959 - 1962 wiederhergestellt worden. Die Apsismalerei gehört zu den besterhaltenen in deutschen Landen. Zwar wies man schon vor dem 1. Weltkrieg auf den Wert dieser Malerei hin; 1959 entschloss sich der Kirchenvorstand, der Anregung des Landeskonservators zu folgen und die einzigartige Wirkung der romanischen Innenausmalung der Kirche wieder herzustellen. Der Hochaltar wurde deswegen an die Kirche in Finnentrop-Schönholthausen abgegeben, die beiden Seitenaltäre fanden in der Jesuitenkirche in Paderborn Aufnahme, die Kanzel wurde sichergestellt.

Die Gemeindemitglieder haben diese Änderung zunächst in der Mehrheit nur schweren Herzens angenommen, war ihnen doch die barocke Innenausstattung von Kindheit an vertraut und lieb.

Wer die Kirche besichtigt, aber kunstgeschichtlich nicht besonders interessiert ist, sollte sich wenigstens in die Apsismalerei vertiefen mit Hilfe des Abschnitts "Beschreibung der Apsismalerei".

 

Rückblick in die Geschichte

 Cyriakuskirche Berghausen außen StraßenseiteDieses Gotteshaus erbauten sich um 1220 die Bewohner von Berghausen und einiger umliegenden Dörfer wie eine Pfarrkirche, obwohl sie kirchenrechtlich noch zur Urpfarrei St. Peter in  Wormbach gehörten. Sie bauten ihre eigene Kirche sogar größer und stattlicher als ihre damalige Pfarrkirche in  Wormbach.

Die heutige Kirche in Wormbach ist etwas später erbaut worden.

Als Patron erwählten sie den hl. Diakon und Märtyrer Cyriacus, dessen Namen manche noch ältere Kirchen tragen. Später wird der hl. Cyriacus den 14 Nothelfern zugeordnet.

Man errichtete in dieser reichen Stauferzeit viele schöne Dorfkirchen. Hierbei war sicher nicht nur die Frömmigkeit, sondern auch eine gewisse stolze Selbstdarstellung das Motiv. Von der Gegend von Berhausen wissen wir, dass hier überwiegend freie Bauern wohnten. Es ist sicher nicht zufällig, dass vom 13.-17. Jahrhundert die meisten Freigrafen bzw. Gografen des Landes Bilstein-Fredeburg aus der früheren Gemeinde Berghausen stammten. Berghausen selbst wird in der Schenkungsurkunde des Klosters Grafschaft (1072) nicht erwähnt, wohl ein Hof (Mansus) in Berndorf, gelegen in Oberberndorf etwa 1 km von Berghausen entfernt.

Cyriakuskirche Berghausen auen 2Seit Bestehen des Klosters Grafschaft waren die dortigen Benediktiner meist auch die Seelsorger der Pfarrei Wormbach. Manche Benediktiner stammten aus dem Gebiet von Berghausen. Vielleicht hat dies auch etwas mit der Erbauung eines eigenen Gotteshauses in Berghausen zu tun?

Die Kirche in Berghausen kommt auch im "liber valoris" von 1313, dem Verzeichnis Kirchen und Kapellen des Erzstiftes Köln, nicht vor. Wurde sie etwa als "Eigenkirche" nicht aufgeführt? Namentlich verzeichnet ist Berghausen erst am 25.08.1386 in der Abtretungsurkunde des Grafen Gottfried IV. von Arnsberg an den Erzbischof von Köln an letzter Stelle als "villa et parochia" ( Ort und Pfarrei).

1444 erhält Berghausen eine eigene Vikarstelle zusätzlich zu der Betreuung durch die Benediktiner. Bezeichnend für die Eigenständigkeit der Kirchspielleute von Berghausen ist die Verfügung in der Vikarie-Urkunde, dass die Kirchenprovisoren von Berghausen nach Anhörung der dortigen Kirchspielleute einen Prister für die Vikariestelle selbst wählen und dem Abt präsentieren. Die Betreuung durch die Benediktiner geht weiter. Berghausen wird im Laufe der Zeit auch vermögensrechtlich als Pfarrei anerkannt. Der erste Weltpriester als Pfarrer wird nach Aufhebung des Grafschafter Klosters (1804) und dem Tod des letzten Benediktinerpfarrers der unvergessene Pfarrer Grothof, dessen Grabstein auf der Priestergruft vor der Südseite der Kriche zu sehen ist.
Quelle: "Die romanische Pfarrkirche St. Cyriacus" geschrieben von Pfarrer Hans Rother.

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